Viertel & Straße

Das Bayerische Viertel ist ein gediegenes, zentral gelegenes Wohnviertel nahe der Berliner City West. Es wurde in den Jahren 1900 bis 1914 durch die Berlinische Boden-Gesellschaft (BBG) erschlossen und errichtet. Die Stadtentwicklung leitete der deutsche Kaufmann und Unternehmer Salomon Haberland. Neben dem Bayerischen Viertel stammen von ihm die nahe gelegenen Stadtbereiche Rheingauviertel, Viktoria-Luise-Platz und Rüdesheimer Platz.

Der Name des Viertel entstand durch die Straßenbenennungen: Es wurden bayerische Städte als Namensgeber gewählt, wobei hier Bayern in seiner weitesten historischen Ausdehnung definiert wurde. So gibt es im Bayerischen Viertel auch eine Innsbrucker Straße oder eine Meraner Straße.

Die Wohnungen waren großzügig geschnitten, die Häusersubstanz stabil und dauerhaft angelegt, die Fassaden aufwändig im süddeutschen Renaissancestil gestaltet. Das Viertel wurde für das reiche Bürgertum und gehobene Beamte errichtet. Hierher zogen Ärztinnen und Ärzte, Rechtsanwält:innen, höhere Beamte, Künstler:innen und Intellektuelle. Einige bekannte Bewohner:innen des Bayerischen Viertels waren Albert Einstein, Alfred Kerr, Erich Fromm, Gottfried Benn, Rudolf Breitscheid, Erwin Piscator und Inge Deutschkron.

Sehr viele wohlhabende jüdische Bürger:innen zogen in das Bayerische Viertel, und schon früh (1909) wurde die Synagoge in der Münchener Straße errichtet.

Das Bayerische Viertel wurde bei den alliierten Luftangriffen ab 1943 stark beschädigt. Heute sieht man daher in den Straßen alte, schön restaurierte Häuser neben schlichten Nachkriegsbauten. Auch die Straßenführung wurde teilweise nach 1945 verändert. Besonders eindrücklich zeigt sich dies an der Gestaltung des Bayerischen Platzes.

Die heutige Treuchtlinger Straße war einst Teil der Haberlandstraße. Als eine der wenigen Straßen im Bayerischen Viertel trug sie den Namen einer bedeutenden Persönlichkeit. Die Nationalsozialisten benannten die Haberlandstraße dann im südlichen Teil in Nördlinger Straße, im nördlichen Teil in „Treuchtlinger Straße“ um, und nach 1945 erfolgte eine Rückbenennung in den alten Straßennamen. Die Haberlandstraße ist Y-förmig, und den unteren Teil der Straße – in dem unser Haus steht – hat man bei der Rückbenennung leider vergessen. So kommt es, dass unser Straßenabschnitt der früheren Haberlandstraße heute immer noch Treuchtlinger Straße heißt, am südlichen Ende jedoch in die Haberlandstraße mündet.

Lageplan für die Haberlandstraße von 1907. Quelle: Bauarchiv Berlin