Die 1940er Jahre

1938 verfügten die Nazis, alle Straßennamen jüdischer Menschen zu entfernen. So wurde aus dem nördlichen Teil der Haberlandstraße die Treuchtlinger Straße, aus dem südlichen Teil die Nördlinger Straße.

Der Anteil jüdischer Einwohner:innen im Bayerischen Viertel war fast doppelt so hoch wie in Berlin. Akademiker:innen, wohlhabende Kaufleute aber auch Künstler:innen liebten das Leben in den ruhigen, aber breiten Straßen und den großzügig angelegten Wohnungen. Auch viele Berühmtheiten fanden hier ein Zuhause, z. B. Albert Einstein.

Ab 1933 begann die Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung aus dem gesellschaftlichen Leben. Der Boykott jüdischer Waren und Dienstleistungen ab April des Jahres führte zur Auflösung des liberalen Lebens im Kiez. Die ersten jüdischen Familien gingen ins Exil, und Ende 1938 wurden jüdische Kinder mit Zügen in die Schweiz, nach Belgien, Schweden, Frankreich, in die Niederlande und vor allem nach Großbritannien in Sicherheit gebracht. Rund 20.000 Kinder konnten so gerettet werden. Viele kamen aus dem Bayerischen Viertel. Auch die Zahl der jüdischen Auswanderer nahm bis zum Ausreiseverbot im Jahr 1941 stark zu.

Jüdische Menschen, die durch Aufhebung des Mieterschutzes gezwungen worden waren, ihre angestammten Wohnungen zu verlassen, wurden in beengten Verhältnissen in leer stehende oder enteignete Wohnungen und Häuser sowie bei anderen jüdischen Familien zwangsweise einquartiert.

Unser Haus war ein solches Haus: Es gab angestammte Mieter:innen, zwangsweise einquartierte neue Mieter:innen und auch die Eigentümerin Gertrud Eisenberg. Sie alle wohnten unter einem Dach, oft mehrere Familien in einer Wohnung.

22 jüdische Menschen sind aus unserem Haus zwischen 1941 und 1943 deportiert worden. Zur Erinnerung an sie haben wir die Tafel mit ihren Namen in unserem Hauseingang angebracht.

Gedenktafel außen neben dem Eingang des Hauses. Quelle: privat

 

Gedenktafel im Eingangsbereich des Hauses. Quelle: privat