Egon Heysemann
Egon Heysemann war der Sohn von Gerta Marcuse und der Stiefsohn von Kurt Marcuse.
Was wir über Gerta und Kurt Marcuse und Egon Heysemann wissen:
- Gerta Marcuse wurde geboren in Riesenburg (Prabuty)/ Rosenberg (Susz). Kurt Marcuse wurde in Berlin geboren. Egon Heysemann wurde in Flatow/Złotów geboren.
- Vor ihrer Zeit in der Treuchtlinger Straße 4 haben Gerta Marcuse und ihr Sohn Egon für eine gewisse Zeit in der Lippehner Straße 35, Berlin-Prenzlauer Berg (17.05.1939), heute: Käthe-Niederkirchner-Straße, gewohnt. Für Kurt Marcuse haben wir die Adresse Bötzowstr. 2 (17.05.1939) recherchiert.
- In der Treuchtlinger Straße wohnten sie zusammen mit Else Adler und Fanny Saul bei Trude Eisenberg im 2. Stock.
Was wir noch aus dem Leben von Egon Heysemann wissen:
Egon Heysemann wohnte nicht lange mit seiner Mutter Gerta Marcuse und seinem Stiefvater, dem gebürtigen Berliner Kurt Marcuse, in der Treuchtlinger Straße 4. Die von uns gefundenen Hinweise deuten darauf hin, dass er nach einer Trennung von seinen Eltern hier wieder mit ihnen vereint wurde.
Egon wurde am 26. November 1925 in Flatow/Złotów im heutigen Großpolen geboren. Seine Mutter Gerta Marcuse, geborene Scheidemann, stammte aus dem zirka 200 Kilometer entfernten Riesenburg/Prabuty im Kreis Rosenberg/Susz in Pommern, dem damaligen Westpreußen, wo sie am 21. März 1903 geboren wurde. Sein leiblicher Vater Martin Heysemann kam am 15. Juli 1895 in Flatow zur Welt und wanderte 1938 mit seiner zweiten Frau Ilse Kahnemann und den gemeinsamen Kindern Evelyn und Klaus in die USA aus.
Sucht man nach Egon im Internet, stößt man recht schnell auf sein letztes Lebenszeichen, eine auch auf dieser Seite abgebildete Postkarte, die er seinem Freund Rolf Rothschild aus dem Lager Piaski ins schwedische Exil geschickt hat. Obwohl die nationalsozialistischen Behörden Teile des Textes, die explizite Schilderungen der Lebensumstände im Lager beschrieben haben könnten, geschwärzt haben, ist die dort herrschende Verzweiflung deutlich erkennbar.
Egon und Rolf waren beide im Auerbach‘schen Waisenhaus im Berliner Prenzlauer Berg untergekommen, das auch Kinder und Jugendliche bei sich aufnahm, die vor den sich für jüdische Familien verschlechternden Lebensbedingungen in den Provinzen geflüchtet waren. Die Unterlagen des Waisenhauses datieren Egons Aufnahme auf den 1. April 1938 und zeigen auch, dass er es bereits am 21. Dezember desselben Jahres mit dem Ziel Frankreich wieder verließ. Während sein Freund Rolf 1939 auf einem sogenannten „Kindertransport“ nach Schweden gelangen konnte, entkam Egon vorerst mit einer Gruppe anderer Jungen nach Quincy-sous-Senart in Frankreich, wo sie vermutlich am 4. Juli 1939 ankamen.
Der Grund, aus dem Egon Frankreich wieder verließ und nach Berlin zurückkehrte, ist uns leider nicht bekannt. Wir wissen jedoch, dass er im Jahre 1941 für eine gewisse Zeit gemeinsam mit seiner Mutter Gerta in der Lippehner Straße 35 (heute Käthe-Niederkirchner-Straße 35,) wohnte, bevor Egon, Gerta und Kurt bei Gertrud Eisenberg in der zweiten Etage der Treuchtlinger Straße 4 untergebracht wurden. Von hier wurden sie am 28. März 1942 mit dem 11. Osttransport vom Bahnhof Grunewald nach Trawniki und dann weiter in das Ghetto Piaski deportiert, wo Egon am 9. April die Postkarte an seinen Freund Rolf schrieb. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Egon, seine Mutter und sein Stiefvater noch 1942 entweder in Piaski selbst oder in Belzec, Trawniki oder Sobibor ums Leben kamen. Der Ort und das genaue Datum ihrer Ermordung sind nicht bekannt.
Haben Sie weitere Informationen? Dann schreiben Sie uns bitte eine E-mail an menschen@treuchtlinger4.de.